Ein Flaneur mit Normal-Objektiv

 

Moses Mendelssohn Akademie zeigt Fotos des Berliners Efraim Habermann

 

VON UWE KRAUS

 

 

HALBERSTADT/MZ. Er fotografiert konsequent schwarz-weiß, seine Fotos haben das Formal 30x40 und die Aufnahmen technisch bearbei ten, das kommt für Efraim Habermann nicht in Frage.

 

Die Fotos des 1933 in Berlin Geborenen von dort nach Halberstadt zu bekommen, sei das geringere Problem gewesen, erzählt Laudator Uri Faber. "Meinen Freund Efraim Habermann zu überzeugen, hierher zu reisen, war komplizierter. Doch nun sitzt er hier." Der tief in der Hauptstadt verwurzelte Habermann nahm in der Klaussynagoge nicht nur Platz, um den ihm gewidmeten Elogen zu folgen. Er suchte das Gespräch mit den Besuchern, gab Autogramme und sang italienische Arien. Es war augenfällig, der 75jährige Meister fühlt sich in der Moses Mendelssohn Akademie zwischen seinen zahlreichen Bewunderern sichtlich wohl.

 

Er floh als Kind mit seinen deutsch-jüdisch assimilierten Eltern ins damalige Palästina. Faber meint, "die Heimat war ihm fremd geworden und die Fremde nicht Heimat." So kehrte er 1957 nach Berlin zurück. Dort hat er sein Areal zwischen Fasanenstraße und Kurfürstendamm gefunden. Die künstlerischen Gene stammen von seinem Vater, doch erst einmal wurde Efraim Habermann technischer Zeichner.

 

Später suchte er mit seiner Kamera im Alltäglichen das Besondere. "Er entdeckt im vermeintlich Hässlichen Schönheit", weist Uri Faber auf die gerahmten Aufnahmen an den Wänden, deren Schwarz-Weiß zu seinen Postkarten großen Aquarellen kontrastiert. Zeitlebens pflegte Habermann das Image des langsamen, behutsamen Fotografen, dessen Motiv stand, wenn der Auslöser gedrückt war. Der Berliner Flaneur und Ästhet schleppt keine Kamera-Koffer. Er kommt mit einer Kamera und dem 50-Millimeter-Normalobjektiv aus. So fängt er das Leben ein. Das wird zur heiteren Fotokunst mit Ironie und Schönheit. Und nicht ganz uneitel prägte er das Bonmot: "Mich anzuschauen, ist schon ein Event." Doch an seinen Fotoobjekten, Häuser, Menschen und Alltagsgegenstände, sollte man ebenso wenig vorbeischauen.

 

Klaussynagoge, Rosenwinkel 18, Halberstadt, bis 6. September